Provokative Intervention

Was passiert eigentlich in einer provokativen Intervention?

Viele befürchten, dass sie bei dieser Methodik drastisch konfrontiert werden, dass ich sie anrüpel, oder ihnen in der Therapie verbal vors Schienbein getreten wird. Das hat allerdings nichts mit dem zu tun, was ich bei dieser Methodik anwende. Das Wort „provokativ“ führt in die Irre, man denkt sofort an etwas Aggressives. Provocare allerdings, könnte man eher mit „hervorholen“ übersetzen. Bei dieser Methode versuchen wir etwas an die Oberfläche zu holen. Damit das gelingt, spreche ich Sachen aus, von denen ich denke, dass Du sie denken könntest – und überzeichne was ich wahrnehme auf so eine absurde Weise, dass selbst du merkst, wie seltsam das ist, was Du da gerade denkst, fühlst und tust. Kurz: Ich versuche einen Zerrspiegel vorzuhalten. All das geschieht aber nie zynisch, sondern mit einer empathischen, annehmenden Grundhaltung.

Ein kleines Beispiel:

Eine Frau hat sich von ihrem Partner getrennt. Im Gespräch erwähnt sie, dass es ihr, obwohl sie sich getrennt hat, schlecht geht. Sie wollte ihrem Ex nicht wehtun – sie hatte massive Schuldgefühle. Sie komme doch aus einer guten Familie. Ihre Überzeugung „Ich bin eine nette Frau und darf niemandem wehtun“ habe ich aufgegriffen.

Übertrieben sagte ich ihr, dass es für sie angebracht sei, ab jetzt ständig mit gesenktem Kopf herumzulaufen, ein schlechtes Gewissen auf den Schultern zu tragen, am besten in Form eines jammernden Mannes. Sie stieg sofort auf das Bild ein und meinte: „Oh nein wie schrecklich. Aber so krumm stehe ich doch gar nicht da, oder?“

Ich legte nach und sagte ihr, dass sie in ihrem hohen Alter – sie war 33 – nicht mehr lernen werde, ihre Schuldgefühle abzuschütteln. Schließlich komme sie aus einer schrecklich netten Familie und müsse verständnisvoll sein und vor allem diese Last des schlechten Gewissens noch sehr lange Zeit mit sich herum tragen.

Sie fing dann an, sich gegen das von mir gezeichnete Bild zu wehren. Sie, als zunächst zurückhaltende Person, wurde immer vehementer und sagte am Schluss „Das schlechte Gewissen muss weg – der Typ muss runter von meinen Schultern“.

Warum Provokation durchaus ein Mittel ist?

In vielen therapeutischen Prozessen wirst Du zumeist Sätze wie „Du schaffst das“ und „Du kannst das lernen“ hören. Warum also konfrontiere ich dich mit Sätzen wie „Das wirst du nie lernen„.

Wenn ich Klienten, wenn ich Dir etwas sage wie „Du kannst das nicht“ oder „Dafür bist du zu alt“ passiert etwas ganz Interessantes – Widerspruch. „Hey, so alt bin ich auch nieder nicht. Natürlich lerne ich das“ Und genau das ist der Punkt, auf den ich hinaus will: Dass Klienten, dass Du gegen deine eigenen hinderlichen Überzeugungen vorgehst.

Was ich natürlich nicht will ist, dass sich dieser Widerstand gegen mich entwickelt. Ich kann und werde daher nicht mit erhobenem Zeigefinger dasitzen, an Deine Einsicht appellieren und sagen, Du sollst dieses oder jenes tun. Empathie, Respekt, Humor und Verständnis sind beim Umgang mit Dir meine Grundpfeiler und unterstützen lieb gemeinte und angemessene Provokationen als therapeutisches Mittel.

Warum ist Lachen im Prozess so wichtig?

Der Gründer der provokativen Intervention wird manchmal als die Person bezeichnet, die das Lachen in die Psychotherapie gebracht hat.

Wenn Du einmal über Dich gelacht hast, an einer Stelle an der du feststeckst, dann ist es dir, wenn du wieder in eine Problemsituation kommst, nicht mehr möglich, die gleiche Anspannung und Angst zu erleben wie vorher. Lachen ist mit Angst und Anspannung nicht kompatibel. Dadurch, dass du lernst in solchen Situationen zu lachen, verändert sich auch dein emotionaler Bezug zum Problem. Das signalisiert dir, dass du Situationen auch anders angehen kannst, sie anders sehen kannst und sich Wachstumsbremsen lockern.

Dabei wollen wir das Problem nicht weglachen. Ich würde mich nie darüber lustig machen, wenn etwas wirklich Schlimmes passiert. Wenn jemand eine Krankheit erlebt, eine traumatische Erfahrung verarbeitet, in einem Trauerprozess steckt, begleite ich das mit anderen geeigneteren Methoden und nehme das jeweilige Thema ernst. Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Angst sind wichtig und legitim. Genau aus diesem Grund bin ich in verschiedenen Methodiken ausgebildet um für dein Anliegen, deine Situation, dein Problem die geeignete Methode anzuwenden und zu helfen. Meine Methode beruht also nicht nur auf der provokativen Intervention sondern richtet sich immer nach Dir als Person, deinen Bedürfnissen, deinen Themen und Emotionen. Damit du aber einen kleinen Einblick in die von mir verwendeten Techniken erhältst, hier eine kleiner Einblick in die provokative Intervention.

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